SRF als Entwicklungshelfer für Spotify?

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Die Ankündigung via SRF Info kam überraschend. Die IGEM Studie wurde zumindest falsch zitiert. Das geplante Vorgehen ist im Fall Spotify doch sehr fragwürdig und wäre genau das Gegenteil dessen, wie die SRG bisher bezüglich Fremdnutzung ihrer Inhalte handelte. Sieht sich die SRG nun als Entwicklungshelfer für Spotify?

SRF als Entwicklungshelfer für Spotify?

Im Info 3 hat Radio SRF am Donnerstag die Hörer mit der Nachricht einer Kooperation mit Spotify überrascht (Ausschnitt aus Info3 als Audiofile ). Provoziert wurde die Ankündigung wohl durch die Ergebnisse des neuen DigiMonitor der Interessengemeinschaft elektronische Medien (IGEM) und dem Beitrag von Klaus Bonanomi (SRF Medienjournalist) wonach heute jeder Zweite im Alter von 15-24 Jahren regelmässig Streamingdienste wie Spotify nutze. Dies stimmt nicht ganz – denn gemäss DigiMonitor werden Streamingdienst nicht regelmässig, sondern nur gelegentlich von bis zur Hälfte der Altersgruppe 15-24 genutzt. Zudem muss man wissen, dass nicht nur Spotify sondern auch sämtliche Onlineradios, Podcasts und Services wie Tunein.com ja sogar die SRF eigene Mediathek zu den Streamingdiensten gezählt werden.

Zweischneidiges Schwert Spotify

SRF3 sieht hier eine Gefahr für sich und dass «potenzielle Hörerzeit den Radios abgeht». Darum sei eine «weitergehende Kooperation mit Spotify geplant», liess Robert Ruckstuhl, Leiter Programme Radio SRF im Radiobeitrag verlauten. Er sieht aber auch die Gefahren, wenn SRF zukünftig ihre Podcasts, Hintergrundsendungen, etc. auch via Spotify anbieten würde. «Es ist ein zweischneidiges Schwert – einerseits erreicht man ein neues Publikum, andererseits stärkt man einen Konkurrenten.»

Spotifynutzen und Radiohören ist nicht das gleiche

Vorsicht ist in der Tat geboten. Dass bei Spotify «neue» Hörer erreicht werden, ist eine Vermutung und geht davon aus, dass auf Spotify Radio gehört wird. Dem ist aber nicht so. Der Unterschied von Radiohören und Spotifynutzen ist am besten vergleichbar mit Fernsehen und ins Kino gehen. Same, same but different. Ob SRF Hintergrundberichte auf Spotify die Jungen überzeugen?

Neuer Gesprächstoff für "noBillag" Diskussion

Dass die SRF Redaktionen auftragsgemäss bestrebt sind, die Verbreitung ihrer redaktionellen Beiträge zu steigern ist klar. Ob aber gebührenfinanzierte Inhalte kostenlos an einen werbefinanzierten Streamingdienst wie Spotify, abgegeben werden sollten, ist zumindest kritisch zu hinterfragen und dürfte auch im Kontext «NoBillag» für neuen Gesprächsstoff sorgen.

SRF als Entwicklungshelfer für Spotify?

Die kostenlose Abgabe von gebührenfinanzierten Beiträgen wurde auch bei der SRG früher anders beurteilt. Für die Nutzung der SRF Newssendungen hat die SRG zum Beispiel ab 2007 von den Lokalradios nach den 8 Jahre lang verrechneten symbolischen Fr. 500 pro Jahr plötzlich zwischen Fr. 30'000 - Fr. 120'000 verlangt. Begründung von Oswald Sigg, der damals SRG Informationschef war: «Die alten Kooperationsverträge sind aus der Idee der “Entwicklungshilfe” entstanden. Auf Seiten der SRG hat das Zeitalter des Marktes begonnen. Unter diesen Konkurrenzbedingungen ist es nicht sinnvoll, sondern sogar kontraproduktiv, dass die SRG ihre teuren Informationsprogramme verscherbelt.» Das soll nun also in der digitalisierten Medienlandschaft anders sein? Oder sieht sich die SRG nun als Entwicklungshelfer für kommerzielle Streamigdienste wie Spotify?


Interessant - wir bleiben dran.

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Über den Autor:

Sandro Prezzi

Sandro Prezzi

Experte für Media, Digitalisierung und Integrierte Kommunikation.

Seit 2007 kommentiert Sandro Prezzi Entwicklungen, Trends und News der Schweizer Werbewirtschaft. Seine Hauptthemen sind Media, Integrierte Kommunikation, Medien-Forschung, Digitalisierung und Online Marketing.

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Kontakt: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

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